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Wenn man heute ins Meer an der Küste von Kühlungsborn zum Schwimmen geht, so kann man dies ganz unbeschwert genießen. Hierzu trägt nicht nur die unvergleichliche Lage unseres Hotels an der Ostsee und der sanft zum Wasser abfallende Strand bei, sondern auch die Tatsache, dass jener teilweise von einer Organisation überwacht wird, die es sich seit ihrer Gründung 1913 zur Aufgabe gemacht hat, Menschen vor dem Tod durch Ertrinken zu retten: Die DLRG. Lassen Sie uns gemeinsam eine Zeitreise zu Beginn des 20. Jahrhunderts unternehmen. Damals lag der Anteil an Menschen, die nicht Schwimmen konnten bei immerhin ca. 97 – 98 % der Bevölkerung. Ungeachtet dieser Zahlen sollte jedoch erst ein großes Unglück von Nöten sein um den wichtigen Wendepunkt einzuleiten.
Das große Seebrückenunglück 1912
Dieses Unglück erfolgte am 28. Juli 1912 im Ostseebad Binz auf der Insel Rügen. Bei bestem Ausflugs- und Badewetter tummelten sich an diesem Sonntag hunderte von Menschen auf der rund 800 Meter langen Seebrücke des Ortes. Als dann um kurz vor 19.00 Uhr die „Kronprinz Wilhelm“ anlegen wollte, geschah es: Die Anlegestelle des Bäderdampfers am Brückenkopf brach trichterförmig in sich zusammen und ließ über 100 Menschen in die Fluten stürzen. Trotz des schnellen Einsatzes der Matrosen und Marine sollten 17 Menschen, unter ihnen sieben Kinder, dies mit dem Leben bezahlen.
Nach dem Vorbild der Londoner Royal Saving Society wurde daher am 19. Oktober 1913, pünktlich zum Erinnerungstag der Völkerschlacht von Leipzig, im Saal des Hotels „De Prusse“ in Leipzig die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft gegründet. Ein solcher Fall wie in Binz dürfe sich nicht widerholen, weshalb nicht nur Kenntnisse und Fähigkeiten zur Rettung, sondern auch zur Wiederbelebung von Ertrinkenden mittels der DLRG verbreitet werden müssten. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges und die Inflation in den 20er Jahren legten der jungen Gesellschaft jedoch zahlreiche Steine in den Weg, sodass die Arbeit fast zum Erliegen kam und de facto 1925, einen Neubeginn für die DLRG darstellte.
Aller Widrigkeiten zum Trotz: Die DLRG wächst
Nichtsdestotrotz hatte die DLRG zum Zeitpunkt ihrer ersten öffentlichen Reichshauptversammlung im Jahr 1926 schon rund 40.000 Grundscheine an Schwimmer ausgegeben. Dieser Umstand war nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass die Arbeit trotz aller Widrigkeiten fortgeführt wurde. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten sorgte für eine Umbenennung. Aus der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft wurde die Deutsche Lebens-Rettungs-Gemeinschaft inklusive Umstrukturierung nach dem Führerprinzip. Von 1925 bis 1936 wurden insgesamt 412 883 Schwimmprüfungen abgenommen. Diesem Wachstum konnte selbst der Zweite Weltkrieg erstaunlich wenig anhaben, so dass bis zu dessen Ende 1945 von der DLRG fast eine Million Rettungsschwimmer ausgebildet worden waren. Dies hatte zur Folge, dass die Zahl der Toten durch Ertrinken um etwa ein Drittel zurückgegangen war.
Zusammenbruch, Wiedergeburt und die erste große Prüfung
Der Zusammenbruch Deutschlands und die Einteilung in die vier Zonen unter den Siegermächten sorgten zunächst für eine Zäsur, denn die Besatzungsmächte hatten alle Vereine verboten. Bereits im Herbst 1945 wurde jedoch ein Antrag gestellt und so erfolgte Ende März 1946 in Hannover die Genehmigung, die DLRG neu aufzubauen. Kurz darauf geschah dies auch in allen anderen Ländern der britischen, amerikanischen und französischen Zone. 1950 zählt die DLRG elf Landesverbände und rund 28.000 Mitglieder. Die DLRG begann erfolgreich auf internationaler Ebene mitzuwirken und zahlreiche Aktivitäten und Einsätze, wie die verheerende Sturmflut am 16. Februar 1962 an der Nordsee, sorgten dafür, dass die DLRG nicht mehr aus dem Rettungswesen der BRD wegzudenken war.
DLRG 1973 bis heute
Anlässlich ihres 60-jährigen Bestehens 1973 konnte die DLRG folgende eindrucksvolle Zahlen vorweisen: 366.000 Mitglieder, seit 1950 mehr als 11, 2 Millionen Ausbildungen, davon 1,77 Millionen Rettungsschwimmer und 605.000 Fälle von Erster Hilfe durch Rettungsschwimmer. Kurze Zeit später erfolgte die Aufnahme der DLRG als Vollmitglied in den Deutschen Sportbund im Jahr 1976. 1978 schließlich erfolgte durch besondere Initiative der DLRG die Vereinheitlichung sämtlicher Schwimmqualifikationen in der BRD. Dies zusammen mit dem Engagement der DLRG z. B. durch die Forcierung des Baus von Schwimmbädern sorgten dafür, dass laut einer Emnid-Umfrage 1983 vier von fünf Bundesbürgern wussten, wofür die Abkürzung DLRG steht. Heute können rund 80 % der Bevölkerung in Deutschland schwimmen und die DLRG hat sich nach Zusammenschluss mit weiteren internationalen Organisationenzur größten Wasserrettungsorganisation der Welt emporgeschwungen. Die hohe Ertrinkungsrate zu Beginn des 20. Jahrhunderts konnte somit um rund 90 % verringert werden.
Ein Blick in die Zukunft
Als ehrgeiziges Ziel hat sich die DLRG 2001 gesetzt bis 2020 die Anzahl der Ertrinkungszahlen in Deutschland zu halbieren. Um dies zu erreichen fokussiert sich die DLRG auf drei Kernaufgaben:
Aufklärung der Bevölkerung über Gefahren im und am Wasser
Ausbildung im Schwimmen und Rettungsschwimmen
Organisation und Durchführung des Wasserrettungsdienstes und Mitwirkung im Rahmen der Rettungsdienstgesetze des Katastrophenschutzes.